Im Rahmen eines Erasmus+-Programms erhielten wir die Möglichkeit, vom 22. September bis 4. Oktober 2025 an einer zweiwöchigen Exkursion nach Irland teilzunehmen.
Die Reise fand im Kontext unseres Studiums, dem „Biberacher Modell“, statt und bot uns die Gelegenheit, nicht nur das irische Bauen und die Hochschullandschaft kennenzulernen, sondern auch in den kulturellen Austausch mit Auszubildenden, Studierenden, Unternehmen und Einheimischen zu treten.
Die Technological University Dublin mit der Abteilung School of Architects (einer Art Berufsschule) fungierte als unser Gastgeber und unterstützte die Organisation vor Ort.
Der Aufenthalt begann mit einem Besuch im Ecovillage Cloughjordan, einer ökologisch orientierten Siedlung, die nachhaltiges Leben und gemeinschaftliches Bauen beispielhaft verbindet. Besonders eindrucksvoll war der offene Austausch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, der durch einen gemeinsamen Zimmererklatsch initiiert wurde. Hier konnten wir nicht nur über handwerkliche Themen sprechen, sondern auch viel über die irische Lebensweise und ihre Werte erfahren.
Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch der TU Thurles, wo wir an einer Vorlesung teilnahmen und den Campus besichtigten. Der Einblick in das irische Hochschulsystem zeigte uns interessante Unterschiede zur deutschen Studienstruktur.
Ein besonderes Highlight war der Tagesausflug nach Galway. Dort besichtigten wir eine Baustelle der Firma Long Life Structures und erhielten spannende Einblicke in die irische Holzbauweise. Es wurde deutlich, dass in Irland andere Prioritäten gesetzt werden, etwa in der Schnelligkeit des Bauprozesses oder im Umgang mit Baustoffen.
Von Doolin aus unternahmen wir ebenfalls eine Wanderung zu den Cliffs of Moher, deren beeindruckende Landschaft uns allen in Erinnerung bleiben wird.
Im Anschluss reisten wir nach Dublin, wo wir die Hauptstadt eigenständig erkundeten und eine selbst organisierte Stadtführung durchführten. Am zweiten Tag in Dublin haben wir an einer Vorlesung aus dem Bauingenieurwesen an der TU Dublin teilgenommen. Nachfolgend besichtigten wir den historischen Dachstuhl der St. Patrick’s Cathedral aus dem 11. Jahrhundert.
Am gleichen Abend hielten wir für die Auszubildenden und Studierenden vor Ort noch sogenannte „Timber Talks“. Besonders lehrreich war hierbei die Gelegenheit, selbst Vorträge über den deutschen Holzbau auf Englisch vor irischen Studierenden zu halten. Trotz anfänglicher Nervosität fiel uns die Kommunikation in englischer Sprache überraschend leicht. Im Nachgang hatten wir darüber hinaus noch die Möglichkeit uns mit den Studierenden in den engeren Austausch zu kommen.
Am nächsten Morgen haben wir in Gruppenarbeiten gemeinsam mit irischen Zimmerer Azubis ein Modell eines Dachstuhls, was nicht nur das handwerkliche Verständnis, sondern auch die internationale Teamarbeit förderte. Der Besuch einer Großbaustelle der Firma Sisk zeigte uns die Dimensionen des Bauens in Irland, ein besonders spannender Aspekt, da einige von uns später in ähnlichen Großprojekten tätig sein könnten.
Ein weiterer Tagesausflug führte uns nach Monaghan, wo wir die Firma IJM besichtigten. Dort werden Holzhäuser in bemerkenswerter Geschwindigkeit gefertigt, rund acht Häuser pro Tag. Anschließend besuchten wir den Staplerhersteller Combilift, dessen Produkte auch in Deutschland weit verbreitet sind. Beide Besichtigungen zeigten eindrucksvoll die industrielle Effizienz der irischen Unternehmen.
Die Erasmus+-Mobilität nach Irland war für uns sowohl fachlich als auch persönlich eine äußerst bereichernde Erfahrung. Besonders beeindruckt hat uns die offene und herzliche Mentalität der Iren, die den kulturellen Austausch erleichtert und bereichert hat. Fachlich konnten wir wertvolle Einblicke in den irischen Holzbau gewinnen und interessante Unterschiede zur deutschen Bauweise feststellen. Während in Irland der Fokus stärker auf Pragmatismus und Kosteneffizienz liegt, legen wir in Deutschland mehr Wert auf Präzision und Langlebigkeit. Diese Gegenüberstellung hat uns dazu angeregt, unsere eigenen Arbeitsweisen kritisch zu reflektieren und neue Perspektiven auf die internationale Baukultur zu entwickeln.
Darüber hinaus haben die gemeinsamen Diskussionen, Vorlesungen und Ausflüge unser technisches Verständnis sowie unsere sprachlichen und interkulturellen Fähigkeiten deutlich erweitert. Wir haben erlebt, dass Lernen nicht nur im Hörsaal stattfindet, sondern vor allem durch Begegnungen, Zusammenarbeit und den Austausch mit Menschen aus anderen Ländern. Rückblickend war die Exkursion ein voller Erfolg – sie hat uns fachlich inspiriert, persönlich weitergebracht und wird uns in vielerlei Hinsicht in Erinnerung bleiben.
Bericht von den Teilnehmenden: Philipp Koch und Mike Zimmermann